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25.01.-01.04.2013
Eröffnung: Donnerstag, 24. Januar, 19 Uhr

Lichthof

Émilie Pitoiset /
Hanna Schwarz

Hold Repeat Pause

Der Badische Kunstverein präsentiert die Künstlerinnen Émilie Pitoiset (*1980 in Noisy-le-Grand) und Hanna Schwarz (*1975 in Stuttgart) in einer gemeinsamen Ausstellung im Lichthof des Kunstvereins. Beide Künstlerinnen gehen von Bewegungsmomenten in Tanz, Gesten, Performances und Filmnarrativen aus, stellen aber nicht die Bewegung selbst in den Vordergrund, sondern betonen das Moment zwischen den verschiedenen Körperhaltungen. Sie heben die Bruchstellen als einen Ort hervor, an dem Bedeutungen generiert werden.

Émilie Pitoisetarbeitet mit Fotografie, Film, Installation und Objekten. Ihre Arbeiten gehen meist von gefundenen Bildern wie Fotografien, Filmstills oder Filmausschnitten aus. Die fotografische Serie Giselle (2012) zeigt beispielsweise Turnende bei verschiedenen Übungen in dem Moment kurz bevor die Körperspannung losgelassen wird und die Haltung in sich zusammenbricht. Auf die gefundenen Fotografien hat Pitoiset Linien eingezeichnet, die den Ruhepunkt und die aus dem Ungleichgewicht resultierende Bewegung markieren. Sie untersucht die fotografischen und filmischen Bilder im Hinblick auf ihre narrative Instabilität und spielt damit, dass sich die Bedeutung von Objekten und Szenen nicht durch einen festgehaltenen Sachverhalt erklären lassen. Der Betrachter wird so mit den Grenzen seiner Wahrnehmung und dem Moment konfrontiert, in dem die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Fiktion kippt.

Hanna Schwarz arbeitet in den Medien Film, Skulptur und Zeichnung. In ihren Filmen zerlegt sie Performances, Choreografien und alltägliche Bewegungen in ihre elementaren Bestandteile und wirft Fragen nach den Bedingungen für deren Kategorisierung als Tanz oder Geste auf. In ihrer filmischen Arbeit I Love The Body (2009) nimmt Schwarz tänzerische Posen aus einer Performance von Yvonne Rainer ein und hält diese in der Art eines Tableau vivants. Unterbrochen werden die Einstellungen durch tanzende und laufende Beine, die von einem asynchronen Stepptanz-Sound begleitet werden. Durch das Innehalten zwischen den Posen und die ungleichzeitige Tonspur werden die einzelnen Elemente der Choreografie akzentuiert. In der Wiederholung wie in der Imitation erscheint ein schwebendes Moment, das Schwarz auch auf ihre skulpturalen Objekte und Installationen überträgt.

In beiden künstlerischen Positionen tritt der Körper als Speicher sozialer Handlungen in Erscheinung. Das Undefinierte oder Instabile, das zwischen den Bewegungen hervortritt, verweist so auch auf ein utopisches Moment. Gleichzeitig werfen beide Positionen Fragen zur Historisierung und Übertragung von Tanz und Choreografien in andere Medien wie Film und Fotografie auf.

Kuratiert von Nadja Quante.

 
Émilie Pitoiset (*1980 in Noisy-le-Grand) lebt und arbeitet in Paris.

Hanna Schwarz (*1975 in Stuttgart) lebt und arbeitet in London und Berlin.

Mit freundlicher Unterstützung des Institut français in Zusammenarbeit mit dem französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation / DGCA.

Hanna Schwarz erhält derzeit das London-Stipendium des Berliner Senats.

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Ausstellungsansicht, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2013
Foto: Stephan Baumann, bild_raum