02.10.-06.12.2015
Eröffnung: Donnerstag, 1. Oktober 2015, 19 Uhr
Ausstellung
Pavshyno Kunstverein
Informelle Räume und künstlerische Praktiken in der Westukraine
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2015
Foto: Stephan Baumann, bild_raum
Yaroslav Futymskiy, Vlodko Kaufman, Kinder Album, Open Group, Poptrans, Petro Ryaska, Lubomyr Sikach, Kostya Smolyaninov & „Group” collective, Yuriy Sokolov, Lubomyr Tymkiv
Kuratiert von Lizaveta German und Maria Lanko
In Kooperation mit The School of Kyiv – Kyiv Biennial 2015, Visual Cultural Research Center, Kiew und Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig
Der in den Wäldern und Tälern zwischen Zkarpattya und Halyčyna beheimatete Pavshyno* Kunstverein verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Zeugnissen des lokalen Kunstschaffens und organisiert ein fortlaufendes Programm mit Spaziergängen, Grillpartys und Hyperformance**. Der im frühen 20. Jahrhundert entstandene Raum hat sich erfolgreich auf das Festhalten, Deuten und Verlieren von Spuren der Kunst spezialisiert. Obwohl die Ursprünge des Kunstvereins in verschiedenen konkreten geografischen Orten liegen, kann man ihn, da er nicht über feste Mauern verfügt, jederzeit an jeden beliebigen Ort verlegen und dort betreiben. Dabei ist die Landschaft ein wichtiger Koproduzent, wenngleich der Raum sich eher aus künstlerischem Denken denn aus den physischen Gegegenheiten konstitutiert.
Anfang 2014 lancierten die Kuratorinnen Lizaveta German und Maria Lanko ein Tool, das dem Aufspüren von künstlerischem Schaffen in der institutionellen Diaspora der kulturellen Peripherie dient. Das Open Archive spiegelt in seiner Struktur die spezifischen Merkmale der westukrainischen Kunstszene wider, die im Wesentlichen auf Kollaboration, täglicher Routine, Freiluft-Performances, kontinuierlicher eigenständiger und gemeinschaftlicher Weiterbildung
gegenseitiger Unterstützung und Freundschaft basiert. Diese Praktiken können zur Identifizierung bestimmter Gebiete als „Galerien“ ebenso beitragen wie zur Schaffung realer Galerien in verfügbaren Räumen, sie führen zur Einbindung von Gemeinschaften in kollektive Aktionen, dienen der Dokumentation von Beziehungen zu Freunden und Bekannten und öffnen Räume für Diskussion und Beisammensein. Diese Praktiken sollen im Open Archive dokumentiert werden, womit sich gleichzeitig die wichtige Frage stellt, wie ein Netzwerk von Beziehungen (zwischen Menschen, Menschen und Objekten oder Menschen und Orten) in eine tragfähige institutionelle Form, z. B. eine Ausstellung, übertragen werden kann.
Die Ausstellung „Pavshyno Kunstverein“ folgt den Prinzipien des dargestellten Archivs. In ihrem Rahmen entwickelt sich eine vernetzte Erzählung entlang unterschiedlichster Objekte – vollwertige Kunstwerke, Fragmente lang angelegter Projekte, Dokumentationen von Aktionen und Aktivitäten, Medien und Materialien, Artefakte aus Ausstellungungsprozessen (Originale und Kopien), Samisdat-Produktionen und zahlreiche Texte ganz unterschiedlicher Natur.
Die Ausstellung, die durch eine Reihe von Gesprächen und Workshops in der „School of Archives“ ergänzt wird, nimmt die Frage der Historisierung und Institutionalisierung künstlerischer Praktiken in den Blick, deren stark beziehungsorientierte Inhalte sich nur bruchstückhaft belegen lassen.
* Als einer der zahlreichen westukrainischen Orte, die der Kunstproduktion eine Heimat bieten, kann Pavshyno beliebig durch einen der folgenden Ortsnamen ersetzt werden: Poninka, Vynohradiv, Verkhne Synyovydne, Velyki Bilky, Medova Pechera, Ozerna, Novoyavoriv, Bryukhovychi, Radvanka.
** alle Begriffe wurden vom Group-Kollektiv entwickelt
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Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2015
Foto: Stephan Baumann, bild_raum
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2015
Foto: Stephan Baumann, bild_raum
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2015
Foto: Stephan Baumann, bild_raum
Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2015
Foto: Stephan Baumann, bild_raum