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30. Januar - 29. März 2009
Eröffnung: 29. Januar 2009, 19 Uhr

Ausstellung

Michaela Meise

Ding und Körper


Ausstellungsansicht Ding und Körper, Badischer Kunstverein, 2009
Foto: Stephan Baumann

Der Badische Kunstverein freut sich, die erste institutionelle Einzelausstellung von Michaela Meise in Deutschland zu präsentieren! Meise arbeitet in den Formaten Video, Zeichnung, Performance und Skulptur. Sie untersucht Prinzipien skulpturaler und architektonischer Anordnung sowohl unter dem Aspekt ihrer gestalterischen Ausführung als auch in Bezug auf ihre politischen und sozialen Kontexte. Ihre Arbeiten beziehen sich auf Aspekte einer minimalistischen Kunst, die sie auf den alltäglichen Wohn- und Lebensraum überträgt. Mit diesem „angewandten Minimalismus“ gelingt es Meise, Strukturen der Balance, Bewegung, Rhythmik oder Gestaltung im kleinsten Detail zu studieren und an Momente privater Erinnerung anzuknüpfen.
Für die Ausstellung Ding und Körper präsentiert die Künstlerin zwei Werkgruppen aus älteren und neuen, für den Kunstverein konzipierten Arbeiten. Die eine Gruppe kreist um das unbelebte Objekt, während sich die andere dem menschlichen Körper widmet. Meises Skulpturen sind Bestandteile einer alltäglichen Dingwelt, sie orientieren sich an vertrauten Proportionen von Gebrauchsgegenständen: Kleine Objekte sind beispielsweise so groß wie eine CD-Hülle, größere wie eine Kleidergarderobe, eine Tür oder ein Stuhl. Unter Bezugnahme auf Heideggers Analyse vom Ding als metaphysische Kategorie und Träger verschiedener Eigenschaften versteht auch Meise ihre Skulpturen als Speicher kultureller und sozialer Informationen. Eine Reihe von Arbeiten beschäftigt sich so mit der Geschichte des Satztisches und seiner an die populäre Steckpuppe Matrjoschka erinnernde Struktur. In ihren oftmals skizzenhaften und mit handwerklichen Spuren belassenen Ausführungen wirken die Objekte wie grobe, unvollständige Erinnerungen.
In Meises Studien zum Objekt spielt das Körperliche und Performative eine entscheidende Rolle und wird erstmalig in dieser Deutlichkeit herausgestellt. In den Gesten und Handlungen des Körpers liegt ein choreographisches Potential, das die Künstlerin ebenso in den alltäglichen Dingen entdeckt und in ihren Skulpturen zur Anwendung bringt. Studien der Balance und Bewegung sind wichtige analytische Schritte, um sich den Dingen mit einem neuen, weit über den bloßen Objektcharakter hinausgehenden Verständnis zu nähern. Körperteile, wie das Gehirn oder das Herz, werden zu Kunstobjekten stilisiert und so auf ihre kulturspezifischen Zuschreibungen hin befragt. Den eigenen Körper hat Meise bereits in früheren Foto- und Videoarbeiten eingesetzt, in denen sie spezifische räumliche Situationen nachstellt. Diese Arbeiten stellen sich durch die Wahl ihrer Requisiten und Titel wie „Ballerina Diary“ oder „Den Markusplatz tanzen“ bewusst in die Tradition des Tanzes. Auch Meises neuer Film für die Ausstellung, „Étude Carpeaux“, schließt an die Geschichte moderner Tanzimprovisationen an. „Étude Carpeaux“ ist eine leise und konzentrierte Bewegungsstudie, in der die Künstlerin Haltungen und Gesten zweier Figuren des französischen Bildhauers Jean-Baptiste Carpeaux aus dem 19. Jahrhundert ausbalanciert und nachinszeniert.

Führungen durch die Ausstellung
Sonntag, 01. Februar 2009, 15 Uhr Kuratorenführung
Sonntag, 15. Februar 2009, 15 Uhr
Sonntag, 15. März 2009, 15 Uhr

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Ausstellungsansicht Ding und Körper, Badischer Kunstverein, 2009
Foto: Stephan Baumann

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Ausstellungsansicht Ding und Körper, Badischer Kunstverein, 2009
Foto: Stephan Baumann

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Ausstellungsansicht Ding und Körper, Badischer Kunstverein, 2009
Foto: Stephan Baumann