zurück

29. Juni — 26. August 2007

Projecting
Time


Matthew Buckingham
Image of Absalon to Be Projected Until it Vanishes, 2001
Fortlaufende Diaprojektion, gerahmter Text

Matthew Buckingham, Isa Genzken, Mathias Poledna, Ines Schaber, Philip Scheffner / Britta Lange, Dierk Schmidt, Florian Zeyfang

Die Ausstellung Projecting Time versammelt acht künstlerische Positionen, die sich mit der Konstruktion von geschichtlicher Wirklichkeit beschäftigen: Wie werden historische Fakten erzeugt? Wer oder was wird als ‚geschichtswürdig‘ erachtet oder eben nicht? Mit welchen Mitteln, Methoden und Rhetoriken werden Ereignisse und Personen als Geschichte (fest)geschrieben? Und welche Ziele stehen hinter den standardisierten Formen der Geschichtsschreibung?

Ein zentrales Interesse der Ausstellung gilt der kritischen Reflektion von Repräsentations- und Darstellungssystemen, mit denen die Historiographie ihren Gegenstand als geschichtliche Tatsachen ausweist. Dieses scheinbar unerschütterliche „so ist es gewesen“ stützt sich dabei auf zwei wesentliche Voraussetzungen: Auf den Status des historischen Materials als Dokument oder ‚Abbild‘ und dessen Einordnung in eine lineare Zeitlichkeit, durch die die Ereignisse in einem quasi natürlichen Prozess aufeinander folgen und zur Geschichte werden.

Die Künstlerinnen und Künstler in Projecting Time befragen diese kanonisierte Form der Erzeugung historischer Fakten, indem sie das Material der Geschichte und Geschichtsschreibung mit ihren jeweils eigenen Mitteln inszenieren. Die Reflektion der medienspezifischen Darstellungsrhetoriken und -strategien steht dabei im Zentrum der Versuche einer Annäherung an Vergangenes – allerdings nicht auf der Suche nach neuen Konstanten oder ‚Wahrheiten‘. Vielmehr führen die künstlerischen Praxen zu Brüchen, Inkonsistenzen und Paradoxien des historischen Narrativs: Sie graben nach den vergessenen oder verlorenen Geschichten, die sich hinter der Oberfläche der Archive verbergen, befreien die Bilder aus dem Korsett ihrer semantischen Zuordnungen, fragen nach den Konsequenzen einer Kommerzialisierung von historischen Dokumenten, bringen die Protagonisten hinter der Geschichtsschreibung zum Verschwinden oder rekonstruieren Bilder, die es nie gegeben hat. Gerade im öffnenden, fragmentarischen und bewusst fokussierten Charakter des künstlerischen Arbeitens werden Vorstellungen lesbar, die sich jenseits des Sicht- und Hörbaren verwirklichen. So wird das erfahrbar, was sich hinter den Bildern, Tönen und Texten verbirgt.

zurück
Mathias Poledna-440.jpg

Mathias Poledna o.T., 2006
2 Vitrinen (Plexiglas und Holz) je 6 Schallplatten, Acrylhalter

Ines-Schaber-440.jpg

Ines Schaber picture mining, 2006
Video, 9 Fotografien, Podest
Installationsansicht Badischer Kunstverein

Florian_Zeyfang3-440.jpg

Florian Zeyfang Introduction to a Small History of Photography, 2006
Video, 12:20 min (Video-Still)

Dierk Schmidt-440.jpg

Dierk Schmidt
Siev-X - Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik, 2001/2003
Mehrteiliger Bildzyklus, Öl und Acryl auf Leinwand oder PVC-Folie
Installationsansicht Badischer Kunstverein

halfmoonfiles_still_05-440.jpg

Philip Scheffner / Britta Lange The Halfmoon Files, 2006
Film, BetaSP, 87' (Filmstill)

Genzken-440.jpg

Isa Genzken Der Spiegel, 1989-1991
121 Abbildungen aus dem Magazin 'Der Spiegel'
Jahrgänge 1989-1991, auf Karton montiert, unter Glasbildhalter
Installationsansicht Badischer Kunstverein