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13. Mai - 02. Juli 2006

Hanna Mohn

Köpfe


Ausstellungsansicht Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2006

Hanna Mohns 'Köpfe' sind klassische Skulpturen. Jeder einzelne Kopf, stets kleiner oder größer als ein Schädel in Lebensgröße, wird langwierig aufgebaut. Aus einem Styroporblock wird zunächst die Grobform herausgearbeitet, diese dann mit Rupfen überzogen und weiter modelliert, schließlich eine pigmentierte Spachtelmasse aus Holzmehl und Binder aufgetragen, die den Köpfen ihre spezifische taktile und farbige Oberfläche verleiht. Erst am Ende dieser plastischen Formung und Oberflächenmodulierung erhält jeder Kopf seine (zum Teil minimale) Standfläche - und seinen Sockel. Die Ausstellung der 'Köpfe' im Waldstraßensaal des Kunstvereins zeigt eine Ansammlung von Einzelskulpturen auf verschieden hohen Sockeln im Raum. In dem räumlichen Ensemble gewinnen die Köpfe Qualitäten, die über die einer klassischen Skulptur hinausgehen. Die Verhältnisse werden komplexer: Jeder Kopf hat einen Bezug zu seinem Sockel, der ihn trägt und von dem er sich absetzt. Durch die unterschiedliche Höhe und Ausrichtung der Sockel fällt der Blick auf jeden Kopf aus einer unterschiedlichen Perspektive. Die Köpfe stehen frei im Raum und sind alle zu umschreiten. Der Betrachter betritt einen Raum, der schon bevölkert, belebt zu sein scheint, in dem schon eine Gesellschaft von 'Köpfen' ruht, bzw. von Sockeln getragen wird. Die Ausdehnung dieses geselligen Ensembles im Raum und die gleichzeitige Konzentration jeder Einzelskulptur auf sich selbst erzeugen eine eigenartige Atmosphäre von Verschwiegenheit und Kommunikation, Welthaltigkeit und Innerlichkeit, Zuwendung und Abwendung.|Im Raum ist Ruhe.'Die Ruhe der Köpfe geht auf mich über', sagt Hanna Mohn in ihrem Atelier, durch dessen Leere sie ihre plastischen Gegenüber ertastet(e). Köpfe haben ein Innenleben. Ihre Sinnesorgane sind wie Fenster zu verschiedenen Welten und zu Anderen. Im Atelier entspannt sich ein Dialog mit jedem einzelnen Kopf. Seine Hervorbringung ermöglicht Projektionen und Übertragungen. Eine Ausstellung ist ein öffentlicher Ort, den viele Einzelne betreten. Sie betreten eine verschwiegene Welt der Begegnungen und des Bei-Sich-Seins und werden sie schließlich im Kopf mit sich und fort tragen, auf die Straße, unter die Anderen. Hanna Mohn, 1947 geboren, ist eine künstlerische Autodidaktin. Erst im Jahre 2003 veröffentlichte sie eine Auswahl ihres zeichnerischen und plastischen Werks in einer Ausstellung, darunter die erste Gruppe von Kopf-Skulpturen aus dem Jahre 1977, damals noch handtellergro§ aus Sägemehl und Binder im Freien gefertigt. Die Ausstellung im Badischen Kunstverein konzentriert sich nun auf die zweite Gruppe der 'Kopf'-Skulpturen seit 2000 und blendet das langjährige zeichnerische Werk von Hanna Mohn aus.

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