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8.3 - 26.5.2024
Donnerstag, 7.3.2024, 19 Uhr

Ausstellung

Lily Greenham: An Art of Living

Lily Greeham: An Art of Living zeigt das außergewöhnliche Werk der Künstlerin, Autorin und Komponistin Lily Greenham (1924–2001) in einer ersten umfangreichen Ausstellung anlässlich ihres 100. Geburtstages. Dieses Projekt ist Teil einer Ausstellungsreihe mit Künstlerinnen der Konkreten Poesie, deren Werke bis heute unterrepräsentiert sind.

In Zusammenarbeit mit Goldsmiths, University of London, die Greenhams Archiv beherbergt, würdigen wir ihre wegweisenden Arbeiten der Sound Poetry und Lingual Music, aber auch die in internationalen Sammlungen vertretenen Werke der Op Art, der Kinetischen Kunst und Computergrafik. Die Ausstellung stellt die Radikalität des polyphonen, polylingualen, multinationalen und feministischen Werks Greenhams ins Zentrum. Ihr fast rastloser Wechsel zwischen verschiedenen Orten, Sprachen und Disziplinen ist mit Greenhams eigener Biografie eng verknüpft, die sie schon früh veranlasste, sich immer wieder auf neue Begebenheiten, Sprachen und Kontexte einzulassen. Den soundpoetischen Arbeiten blieb sie zeitlebens treu und so setzt auch die Präsentation im Kunstverein einen Schwerpunkt auf Greenhams eigene poetische und elektroakustische Kompositionen ab den späten 1960er Jahren sowie auf ihre Performances und Vokalisationen von Werken anderer Kolleg:innen der Konkreten und Experimentellen Poesie in den jeweiligen Originalsprachen.

Lily Greenham prägte den Begriff der Lingual Music und ihre wegweisenden stimmbasierten Studiotechniken haben nachfolgende Generationen experimenteller Musiker:innen stark beeinflusst. In der Lingual Music setzte Greenham ihre Stimme als radikale Klangressource auf Tonband ein: Buchstaben, Silben, Wörter und Sätze werden gedehnt, überlagert, wiederholt oder Beat-artig rhythmisiert. Zu ihren zukunftsweisenden Soundarbeiten zählen Relativity (1974), das im BBC Radiophonic Workshop aufgenommen wurde, und Traffic (1975), das in den Electronic Music Studios am Goldsmiths, University of London, entstand. In Circulation (1975/76) verwendete Greenham den Sampler auf einem PDP-8 Computer, lange bevor es kommerzielle Audio-Sampler gab.

Greenhams visuelle Kunst war eng mit der Op-Art und der Neuen Tendenzen-Bewegung der 1960er Jahre verbunden. Diese Arbeiten wurden in mehreren großen Ausstellungen gezeigt, darunter The Responsive Eye im Museum of Modern Art in New York (1965), Lumière et mouvement im Musée d’Art Moderne in Paris (1967) und auf der 35. Biennale von Venedig (1970). Ergänzend zu diesen frühen visuellen Arbeiten umfasst die Ausstellung im Kunstverein zudem eine Gruppe von Greenhams Computergrafiken aus den 1980er Jahren, die zum ersten Mal gezeigt werden. Als eine der wenigen Frauen in der damals vorwiegend von Männern dominierten Kunst- und Musikwelt der 1960er und 70er Jahre, bezeichnete sich Greenham selbst als Außenseiterin, die sich Einschränkungen durch Konventionen stets verweigerte. Ihre künstlerische Praxis verkörpert eine Offenheit für neue Erfahrungen, eine Ablehnung normativer Strukturen, eine Existenz außerhalb der Gesellschaft und jenseits von Nationalität.

Die Ausstellung und die begleitenden Veranstaltungen nähern sich dem multidisziplinären Leben und Arbeiten Lily Greenhams aus verschiedenen Perspektiven, um das einzigartige Facettenreichtum ihres Schaffens zu zeigen. Den verschiedenen Themen der Ausstellung sind zahlreiche Fotos, Briefe und Notizen aus dem Lily Greenham-Archiv in London beigefügt und diesem Projekt ging eine ausführliche fünfjährige Recherche der Londoner Kuratoren und eine nachhaltige Zusammenarbeit mit Forscher:innen am Goldsmiths, University of London, voraus, die der Öffentlichkeit erstmals den Zugang zu einer Vielzahl neuer Materialien über Greenhams Arbeit und Leben ermöglicht.


Die Ausstellung wird von einem zweitätigen Symposium begleitet (3./4.5.2024).
Es erscheint eine Webseite und eine Publikation.

Kuratiert von Dr. James Bulley, Andrew Walsh-Lister, Anja Casser und Alex Balgiu
Begleitende Recherche von Ian Stonehouse


Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

In Kooperation mit Goldsmiths, University of London, und Bricks from the Kiln

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