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27.01.-11.03.2012
Donnerstag, 26. Januar, 19 Uhr

Lichthof

Off Space

Der Kunstraum: Morgenstraße im Kunstverein


Ausstellungsansicht "Off Space #1 - Borderlines", Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2012

Im Lichthof des Badischen Kunstvereins möchte der Kunstraum: Morgenstraße vom 27. Januar bis 11. März 2012 in vier Etappen – im spielerischen Rückgriff auf Modelle des Ausstellens zwischen Archiv, Wunderkammer oder Salon – verdeutlichen, dass die Notwendigkeit zum Experiment im Off-Space sowohl das Gezeigte wie das Zeigen betreffen muss.

Kuratiert von Jacob Birken und Martin Heus
 

Off Space #1
Borderlines. 15 Positionen zur Zeichnung

27.01.-05.02.2012
Eröffnung: Donnerstag, 26. Januar, 19 Uhr

mit Enrico Bach, Julian Fickler, Gregor Gleiwitz, Helge Grey, Mathis Jodat, Robert Loos, Andreas Lorenschat, Felix Oehmann, Ulrich Paquet, Axel Philipp, Sarah Schlenker, Aleschija Seibt, Henry Guido Staschik, Franziska Windisch, You Don't Matter


In der ersten Etappe seines Gastspiels am Badischen Kunstverein möchte der Kunstraum: Morgenstraße in der Gruppenausstellung Borderlines. 15 Positionen zur Zeichnung die Grenzen (in) der Zeichnung metaphorisch aufgreifen – wenn nicht in Hinsicht auf eine tatsächliche politische Bedeutung, so dennoch als Frage nach der Selbstbestimmung der zeichnerischen Technik, und der Selbstbestimmung gegenüber dieser Technik.

Zum Charakter zeitgenössischer Kunst gehört, dass sie im Bewusstsein der ideologischen Verwicklungen ihrer Techniken entsteht. So ist es bereits ein Allgemeinplatz, moderne Bildgebungsverfahren vor dem Hintergrund von Überwachungs- und Militärtechnik zu diskutieren; aber auch ein klassisch gewordenes Medium wie die Zeichnung lässt sich als Instrument der Macht und einer womöglich gewaltsamen Einteilung der Welt analysieren. Zur Kontur geworden, erzeugt die Linie ein Innen und Außen, ein Eigenes und Fremdes, und selbst das einfachste Zeichen kann zum strategischen Ziel werden.

Wie kann sich die Zeichnung als eine Skizze gegenüber einem „eigentlichen“ Werk behaupten, dem sie immer nur vorausgeht, um daraufhin bestenfalls im privaten Archiv zu verschwinden? Wie können sich die Zeichnenden gegenüber der Technik behaupten, die sie zur Vereinfachung verpflichtet, zur Reduktion der Wirklichkeit auf das Zeichenhafte? „Borderlines“ zeigt Zeichnungen, die diese Grenzen hinter sich lassen – die erst außerhalb eines öffentlichen Werkskorpus gesucht werden müssen, sich im Raum einer Installation auflösen oder bewusst aus der technischen Reduktion heraus operieren.
 

Off Space #2
From A to B and Back Again
07.02.–12.02.2012

Mit Beiträgen von Mischa Kuball, Via Lewandowsky, Stephanie Syjuco und Ulay

In der Ära reisender Blockbuster-Ausstellungen und internationaler Förderprogramme wird Kunstproduktion oft zu einem vor allem logistischen und touristischen Projekt; ein kaum zufälliger Nebeneffekt der Öffnung von Märkten und Grenzen. Dabei liegt gerade im künstlerischen Austausch, in Kommunikation als Kunst ein subversives Potential, das Handeln jenseits der Routen der Ökonomie und offizieller Politik möglich macht – so verband zu Zeiten des sogenannten Kalten Krieges die Mail Art ansonsten disparate Szenen in einer gemeinsamen künstlerischen Praxis, und die Aufzeichnungssysteme von Fluxus waren nicht nur ein cleveres Spiel mit dem traditionellen Werkbegriff, sondern ebenso eine Strategie, sich in der Flüchtigkeit unangreifbar zu machen und im Text dennoch nachhaltig zu überdauern.

Schriftliche Kommunikation kann genauso zu Archivmaterial werden wie zu einer Handlungsanweisung, die nur einen nötigen Impuls und Enthusiasmus benötigt, um sich – einmal oder immer wieder – zu einem Projekt zu entfalten. In der zweiten Etappe von „Off Space“ im Badischen Kunstverein will der Kunstraum: Morgenstraße das Potential in der Reduktion erkunden: Mehrere Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, Anweisungen für ein künstlerisches Projekt zu schicken – Anweisungen, die auf ein Blatt Papier passen und mit einem geringen Budget und der Arbeitskraft der beiden Kuratoren zu realisieren sind.

 

Off Space #3
powerplay – vom Zeigen und Ausstellen

14.02.–19.02.2012

Mit Alexander Basile, Maribel Chavez, Vera Drebusch, Allan Gretzki, Johannes Jensen, Mischa Kuball, Alwin Lay, Jennifer Marre, Zhenia C. Martell, Niels Mlynek, Evamaria Schaller, Pia Schauenburg, Julius Schmiedel, Michael Schmitt

In der dritten Etappe seines Gastspiels am Badischen Kunstverein hat der Kunstraum: Morgenstraße die von Mischa Kuball initierte Plattform „-1/MinusEins Experimentallabor der Kunsthochschule für Medien Köln“ eingeladen, eine Woche lang den Lichthof des Badischen Kunstverein zu bespielen.

Ein großer leerer Ausstellungsraum im Badischen Kunstverein, Karlsruhe. Darin eine Broschürendruckmaschine. Der gesamte Raum steht für ca. 1 bis 2 Stunden einem oder mehreren KünstlerInnen zur Verfügung, danach kommt der/die nächste, usw.. Den Künstlern steht frei, was sie machen, aber sie sind sich bewusst, dass im Sinne des Ausstellungstitels „powerplay – vom Zeigen und Ausstellen“ der Akt des Ausstellens kontextualisiert wird und eine Bezugnahme erwünscht ist. Die Beiträge werden umgehend in die sich stetig erweiternde Broschüre integriert, welche sich die AusstellungsbesucherInnen ausdrucken lassen können.
http://minus1.khm.de/


Dienstag 14.02.2012


11 - 12 Uhr Mischa Kuball
12 - 13 Uhr Pia Schauenburg
13 - 14 Uhr Zhenia C. Martell
14 - 15 Uhr Allan Gretzki
15 - 16 Uhr Pause
16 - 17 Uhr Maribel Chavez
17 - 18 Uhr Alwin Lay
18 - 19 Uhr Michael Schmitt

Mittwoch 15.02.2012

11 - 12 Uhr Evamaria Schaller
12 - 13 Uhr Julius Schmiedel
13 - 14 Uhr Jennifer Marre
14 - 15 Uhr Johannes Jensen
15 - 16 Uhr Pause
16 - 17 Uhr Niels Mlynek
17 - 18 Uhr Alexander Basile
18 - 19 Uhr Vera Drebusch

 

Off Space #4
17 x 8
4 Klassen
17 Tage
17 Ausstellungen

22.02.–11.03.2012
Eröffnung: Dienstag, 21. Februar, 19 Uhr

„Lassen Sie sich Zeit, aber tun Sie es schnell, denn Sie wissen nicht,
was Sie erwartet.“ (Jacques Derrida)

In der vierten und letzten Etappe seiner Ausstellungsreihe „Off-Space“ im Badischen Kunstverein präsentiert der Kunstraum: Morgenstraße mit „17 x 8“ ein Ausstellungsformat, das – inspiriert von Derridas „unbedingter Universität“ – die Grenzen zwischen künstlerischer und kuratorischer Praxis und ihrem Zusammentreffen im „institutionellen“ Rahmen des Ausstellungsbetriebs in den Mittelpunkt stellt. Ein Off–Space wird hier explizit nicht als Insel verstanden, die sich gegen ein Außen zu behaupten und abzugrenzen hat, sondern als Off-ener Kunstort, in dem die Grenzen zwischen Innen und Außen immer wieder überschritten werden können – als Zwischen-Raum, in dem Kommunikation stattfinden kann.

Anknüpfend an das, im Kunstraum: Morgenstraße bereits mehrfach erfolgreich gezeigte Ausstellungsformat „five in a row“, bei dem an einem Abend für fünf Stunden zu jeder vollen Stunde eine neue Ausstellung eröffnet wurde. (Jede Ausstellung ist für 45 Minuten zu sehen und es bleiben 15 Minuten zum Ab- und Umbau.), soll in einem bewusst „schnellen“ Format der Frage nachgegangen werden: Was ist ein „Off-Space“ und was unterscheidet ihn von einem „institutionalisierteren “ Kunstort? Vor allem doch, dass ein Off-Space schneller und kurzfristiger „arbeiten“ kann (und muss) – dass der Performativ mehr Gewicht hat als der Konstativ. Genau diesen performativen Aspekt will der Kunstraum: Morgenstraße mit „17 x 8“ auf die Spitze treiben.

Die Kuratoren haben vier Klassen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe (Helmut Dorner, Harald Klingelhöller, Gustav Kluge, Marijke van Warmerdam) eingeladen an einer „rotierenden“ Gruppenausstellung teilzunehmen. Ausgehend von einer Ausstellung mit 8 Positionen von 8 Studierenden werden 17 Tage lang jeden Tag zwei Arbeiten aus der bestehenden Ausstellung durch zwei neue ersetzt. Jede Position ist somit in sechs verschiedenen Ausstellungskontexten zu sehen – jeden Tag in einer neuen Hängung. Dadurch entsteht eine sich stetig verändernde „performative“ Ausstellungssituation, die den einzelnen Positionen dennoch genug Zeit lässt, unabhängig von kuratorischen „Kunstgriffen“ wahrgenommen zu werden.

Weitere Informationen zum Programm unter www.morgenstrasse.de

 

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