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19.05.-20.08.2017
Eröffnung: Donnerstag, 18. Mai, 19 Uhr

Lichthof

Elke Marhöfer & Mikhail Lylov

Quantum Aufmerksamkeit


Abb.: Elke Marhöfer & Mikhail Lylov, Hokusai 01, 2017 © Elke Marhöfer & Mikhail Lylov

Im Zentrum der kollaborativen Ausstellung von Elke Marhöfer und Mikhail Lylov stehen zwei aktuelle Filme sowie mehrere raumgestaltende Objekte, die Marhöfers und Lylovs Auseinandersetzung mit dem Zusammenwirken menschlicher und nicht-menschlicher Akteure reflektieren.

Der Ausstellungstitel Quantum Aufmerksamkeit verweist auf Marhöfers und Lylovs Interesse an den philosophischen, ethischen und politischen Implikationen eines sich wandelnden Begriffes von Ökologie. Ökologie, einst definiert als „Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt“, ist inzwischen ein Schlüsselbegriff, wenn es darum geht, die Welt als relationales Gefüge zu erfassen. Er beinhaltet nicht nur ein allgemeines Relationalitätskonzept, sondern hat darüber hinaus eine Vielzahl begrifflicher Variationen hervorgebracht, etwa die Ökologie des Denkens, der visuellen Umgebung, der Medien, des Waldes, der Praktiken, der Zeit und des Ichs.

Aus einem ökologischen Denken entwickelt sich ein geschärftes Bewusstsein für die Verknüpfungen innerhalb der Welt, und es macht auf ethischer und politischer Ebene eine Beschäftigung mit unerwarteten Beziehungen, ungeahnten Gemeinsamkeiten und spontanen Allianzen notwendig. Angesichts der Erkenntnis von Unvorhersagbarkeit und Unvermeidbarkeit des Zueinander-in-Beziehung-Stehens scheinen zwei Ethikkonzepte denkbar: Während das eine auf Kontrolle und Regulierung der äußeren Umstände beruht und auf die verstärkte Erforschung von Ursache und Wirkung abhebt, besteht das andere in der Akzeptanz ungewöhnlicher Verbindungen, in einer Öffnung für Einschnitte und sprunghafte Veränderungen. Mit der Ausstellung versuchen Lylov und Marhöfer, dieser Offenheit in kritischer Auseinandersetzung mit dem erstgenannten Konzept Gestalt zu verleihen.

Der Titel Quantum Aufmerksamkeitist eine eigenwillige Interpretation von Karen Barads „diffraktiver Methode“. Quantum bezeichnet in diesem Kontext die irreduzible Differenz zwischen relationalen Begriffen. So nähert sich die Ausstellung dem Quantum als ästhetischer Kategorie, als Möglichkeit, eine Beziehung in ihrer Differenz zu begreifen und darzustellen. Nach Barad besteht ein diffraktiver Ansatz darin, Unterschiede auf Basis einer Ethik, die nicht auf äußeren Merkmalen beruht, sondern auf Verschränkung, aufmerksam und detailliert wahr-zunehmen. Dabei begreifen Marhöfer und Lylov Verschränkung als eine Vor- und Rückwärstbewegung zwischen Innen und Außen, zwischen Kunstwerk und Betrachter_In, aber auch zwischen Pflanzen, Tieren, Dingen, Umwelt und Menschen. Mit der Ausstellungen versuchen die Künster_Innen Aufmerksamkeit auf die kreativen Kräfte und Praxen von Pflanzen, Tieren, Materie und Umwelt zu lenken.

Kuratiert von Anja Casser

Elke Marhöfer (*1967 in Baracoa, Kuba) und Mikhail Lylov (*1989 in Woronesch, Russland) arbeiten seit einigen Jahren gemeinsam an verschiedenen Projekten in Form von Filmen, Texten und Büchern. Ihre individuellen sowie kollaborativen Werke wurden im europäischen und asiatischen Raum in Ausstellungen und auf Filmfestivals gezeigt.

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