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20. Januar - 18. März 2007

Collier Schorr

Forests & Fields


Ausstellungsansicht, großer Saal

Die Auswahl der Fotografien Collier Schorrs im Badischen Kunstverein fokussiert sich auf einen Zyklus von Arbeiten, in dem sie sich mit ihrem Verhältnis zu Deutschland, seinen Bürgern, seiner Landschaft, seiner Geschichte beschäftigt.

1989 kam Collier Schorr zum ersten Mal nach Deutschland. In Schwäbisch Gmünd waren noch zwei US Army Basen stationiert. Inzwischen verbringt sie dort regelmäßig einige Sommerwochen im Familien- und Freundeskreis ihrer Freundin. Hier begann sie mit der Fotografie. Collier Schorr kreuzt in ihrem Deutschland-Zyklus (seit 1995) drei Zeitebenen: den heutigen Alltag in Deutschland, den Faschismus und den Vietnam-Krieg. Collier Schorr ist amerikanische Jüdin, sie war „die einzige Jüdin“ in Schwäbisch-Gmünd, so erinnert sie sich an ihre ersten Besuche. Seitdem begleitet sie die Biografien vor Ort, die Jugendlichen in der Verwandt- und Nachbarschaft, zum Beispiel Herbert, den Neffen ihrer Freundin, den sie erstmals fotografierte, als er neun Jahre alt war. Heute ist er über 20. Es ist diese temporäre Präsenz, die die Jugendlichen von Schwäbisch-Gmünd verkörpern und die sie mit den historischen Tabus sowohl verbindet wie trennt.

Collier Schorr fotografiert männliche Jugendliche in US- und Wehrmachts-Uniformen, die sie aus dem Kostümverleih orderte. Hautnah schlüpfen sie in die uniformierten Identitäten von Vorfahren und Siegermächten und bewegen sich zugleich selbstbewusst-heroisch wie geübte Schauspieler. In dieser Spannung zwischen medialer Bildproduktion heute und dem Boden, von dem der Holocaust ausging, zwischen symbolischen Gesten und physischem Körper, zwischen jugendlicher Erwartung und historischer Erinnerung, in dem ambivalenten Verlangen der Akteure nach Individualität und Unifomierung schafft Collier Schorr einzigartige Fotografien.

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