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Mittwoch, 10. Juni 2015, 19.30 Uhr

Vortrag

Das Ich und die Welt. Der Palais idéal des Landbrief-trägers Ferdinand Cheval

von Prof. Dr. Gregor Wedekind (Kunsthistoriker, Mainz)

Zwischen 1879 und 1912 errichtete der Landbriefträger Ferdinand Cheval im Alleingang auf einem Gartengrundstück am Rande des Städtchen Hauterives im Norden der Drôme – in der tiefsten französischen Provinz – ein steinernes Monument, das sich auf rechteckigem Grundriss 26 Meter in der Länge, ca. 14 Meter in der Breite und bis zu 12 Meter in die Höhe erstreckt. Die Funktion dieses Bauwerks, das den Namen Palais idéal erhielt, ist unklar. Seine Formensprachen, seine Inschriften und sein überbordendes Bildprogramm stellen vielfältige Bezüge zur Geologie, Botanik, Zoologie und Kultur her und geben damit so etwas wie eine naive Summe der Wunder der Welt, ein idiosynkratisches Archiv bzw. Museum wieder. Zugleich ist es als ein Monument zur Verherrlichung des Standes der Bauern und der einfachen Leute konzipiert und sollte zudem als Grablege für seinen Erbauer dienen. Ferdinand Cheval verlieh mit dieser Ausgeburt seiner Träume und Obsessionen seiner kleinbürgerlichen Existenz als autodidaktischer Philosoph, Baumeister und Schöpfer eine universelle Dimension.
Der Vortrag von Gregor Wedekind gibt tiefere Einblicke in Chevals Palais idéal, auf den sich der Künstler Aurélien Froment in seiner fotografischen Arbeit Tombeau idéal de Ferdinand Cheval bezieht.

Gregor Wedekind
ist Professor für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Er hat Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten in Bamberg, Dijon und Berlin (FU) studiert. 1995 wurde er an der TU Berlin mit einer Dissertation zu Klees Inventionen promoviert.1995–2001 war er Wissenschaftlicher Assistent (C 1) am Fachgebiet Kunstgeschichte der TU Berlin, 1999 Gastdozent am Institut of Social Sciences der Istanbul Technical University, 2002–2003 Wissenschaftlicher Dozent am Kunstgeschichtlichen Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, 2003–2007 Leiter des wissenschaftlichen Programms am Deutschen Forum für Kunstgeschichte Paris, 2008 habilitierte er sich an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der Technischen Universität Berlin mit einer Untersuchung zu den Strategien der Mimesis im Werk von Théodore Géricault.Seit 2010 ist Gregor Wedekind Präsident der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des 19. Jahrhunderts. 2013 kuratierte er die Ausstellung Géricault – Bilder auf Leben und Tod in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main.

Eintritt frei!


Im Rahmen der Ausstellung
Aurélien Froment
News from Earth
24.04.-21.06.2105

In Kooperation mit dem Heidelberger Kunstverein

Mit freundlicher Unterstützung:
Institut français
Le Plateau–FRAC Île-de-France, Paris
Les Abattoirs–FRAC Midi-Pyrénées, Toulouse
Institut supérieur des arts de Toulouse (ISDAT)

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